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Title

REQUIEM - Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der frühen Neuzeit

Description

REQUIEM forscht über die Sozialgeschichte der römischen Grabmalskultur in der frühen Neuzeit.

Languages

Deutsch (German), Italiano (Italian), English

Address

Humboldt-Universität zu Berlin
Kunstgeschichtliches Seminar
Unter den Linden 6
D-10099 Berlin
Germany

Contact

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Germany
[+49] [0]30 - 2093 - 4449 / 4457

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Additional Information

»REQUIEM - Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der frühen Neuzeit« ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt in Zusammenarbeit von Kunsthistorischem Seminar der Humboldt Universität zu Berlin (Prof. Dr. Bredekamp) und Historischem Institut zu Fribourg in der Schweiz (Prof. Dr. Volker Reinhardt).
Das Projekt "Requiem" erforscht die Grabmalskultur römischer Eliten in der Zeit zwischen 1417 und 1799.
Dafür wird eine internetgestützte Datenbank verwendet, in der sowohl die Personendaten wie auch die Grabmalsdaten gesammelt werden.
Ein Kooperationsnetz sorgt dafür, daß die entsprechenden Daten aus den verschiedenen Forschungszentren Europas online eingespeist werden können.
Über eine verknüpfte Begriffs- und Datensuche ist es möglich, mit Hilfe der Web-Datenbank statistische Auswertungen vorzunehmen, die ganz neue Perspektiven auf die frühneuzeitliche Grabmalskultur in Europa eröffnet.
Die Untersuchung der Papst- und Kardinalsgrabmäler verläuft dabei an der Schnittstelle von Kunstgeschichte, Geschichte und Soziologie.

Nur unter Berücksichtigung der soziopolitischen Umstände im Kirchenstaat können die Entstehungsursachen, das Wechselverhältnis von Form und Funktion und die Ikonographie der Grabmäler erklärt werden. Dabei bietet gerade Rom ein außerordentlich günstiges Versuchsfeld, da es wegen seiner in Europa singulären kirchlichen Wahlmonarchie eine besonders kompetitive Gesellschaftsform bedingte. Im Ringen um Status und Statuserhalt bedienten sich die Kleriker und ihre Familien ausgefeilter visueller Strategien, welche die Kunstproduktion in einem Maße steigerte, dass sie in Europa ihres Gleichen suchte. Die Papst- und Kardinalsgrabmäler in den öffentlichen Kirchenräumen übernehmen in diesem Rahmen nicht nur die Garantie der Erinnerung an die Verstorbenen, sondern vor allem auch die Aufgabe der Statussicherung und Statuslegitimierung des hinterbliebenen Familienkollektivs für die Zukunft.

Die Zahl und künstlerische Qualität der in Rom erhaltenen Grabmäler von Angehörigen der gesellschaftlichen Oberschicht aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit dürfte ohne Parallele sein. Der Hauptgrund für diesen Sachverhalt ist in den spezifischen politischen und gesellschaftlichen Strukturen zu suchen, die den Kirchenstaat auszeichneten, seiner im europäischen Vergleich doppelt eigentümlichen Verfassung als kirchliche und Wahl-Monarchie. Die sich daraus ergebende Verhinderung von dynastisch-herrscherlicher Traditionsbildung, wie sie in den meisten Staaten Europas erfolgte, hatte weitreichende Folgen für die soziale Wirklichkeit: Der kontinuierliche Wechsel von regierenden Familien (als welche die Angehörigen des amtierenden Papstes sich bis ins 18. Jahrhundert hinein nicht nur selbst sahen, sondern auch von außen gesehen wurden) führte zu einem hochkompetitiven Sozialklima. Bezeichnenderweise gab es in Rom, anders als in den meisten italienischen Städten dieser Epoche, kein Adelsverzeichnis, das die Zugehörigkeit zum exklusiven Kreis der Nobilität auf Dauer festschrieb. Der Aufstieg einer Familie konnte in Rom leichter gelingen und weiter führen als irgendwo sonst entsprechend hart umkämpft war er.

Der rasche Wechsel von auf- und absteigenden, nachrückenden und arrivierten Familien schlug sich jedoch nicht nur in einem ausgeprägten politischen Konkurrenzverhalten innerhalb der römischen Gesellschaft nieder. Darüber hinaus förderte das strenge Wettbewerbsklima auch und gerade die Kunstproduktion als Medium der propagandistischen Selbstdarstellung. Anders ausgedrückt: Die labilen politischen Konstellationen forderten geradezu ein hohes Innovationspotential auf dem Gebiet der Kunstförderung, und hier wiederum in besonderem Maße im Bereich der Grabmalskultur. Letztere musste für die direkte Auseinandersetzung zwischen den Adelsclans durch Visualisierung von sozialem Status aus zwei Gründen hervorragend geeignet erscheinen: Zum einen war der Kirchenraum im Gegensatz zu den Familienpalästen jedem zugänglich. Auf diese Weise konnte sich das Grabmal bzw. die Grabkapelle als besonders wirksames Medium einer an Personenkult grenzenden Familienpropaganda entfalten. Zum anderen gründete die singuläre Breitenwirkung auf dem doppelten Ewigkeitsanspruch, den das Grabmal sowohl dem Verstorbenen für das Leben nach dem Tod als auch der Familie für den uneingeschränkten Fortbestand in der römischen Gesellschaft garantieren sollte.

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